Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften

Ein Sammlungsschwerpunkt der wissenschaftlichen Stadtbibliothek Schweinfurt sind die Veröffentlichungen der Leopoldina, beginnend mit den ersten Veröffentlichungen ab 1661 und ab 1670 den Miscellanea curiosa medico-physica Academiae Naturae Curiosorum, der ersten wissenschaftlich-medizinischen Zeitschrift überhaupt, die bis heute als „Nova Acta“ erscheinen. Die Sammlung wird laufend ergänzt.

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Schweinfurt: Gründungsstadt der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften

Am Neujahrstag 1652 gründeten die vier Ärzte Johann Laurentius Bausch (1605-1665), Johann Michael Fehr (1610-1688), Georg Balthasar Metzger (1623-1687) und Georg Balthasar Wohlfarth (1607-1674) in der Freien Reichsstadt Schweinfurt die heutige Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften unter dem Namen Academia Naturae Curiosorum. Ihr Ziel war es, die Natur zu erforschen zum Wohle der Menschen, in der Sprache ihrer Zeit ausgedrückt: curiositas und utilitas zu vereinen, wissenschaftliche Neugier und praktischen Nutzen. Sie wählten den Schweinfurter Stadtphysikus (Stadtarzt) Bausch zum ersten Präsidenten dieser ältesten ununterbrochen existierenden naturwissenschaftlich-medizinischen Akademie der Welt und beschlossen ein Programm zur Erarbeitung arzneikundlicher Monographien.

Angeregt durch Vorbilder – die Bausch auf seiner Bildungsreise nach Italien kennengelernt hatte – und im Austausch mit den wenige Jahre später erfolgten westeuropäischen Akademiegründungen, der Royal Society in London (gegr. 1662) und der Académie des Sciences in Paris (gegr. 1666), gelang es der Academia Naturae Curiosorum sich in den 1670er Jahren in der deutschen und internationalen Wissenschaftslandschaft fest zu etablieren. Entscheidend hierfür war die Herausgabe der ersten medizinisch-naturwissenschaftlichen Zeitschrift der Welt (seit 1670): Miscellanea curiosa medico-physica Academiae Naturae Curiosorum sive Ephemeridum [...]. 1677 wurde die Akademie von Kaiser Leopold I. anerkannt und 1687 als Sacri Romani Imperii Academia Caesareo-Leopoldina Naturae Curiosorum (Reichsakademie) mit wertvollen Privilegien ausgestattet.

Mit der offiziellen Ernennung der Leopoldina zu Deutschlands Nationaler Akademie der Wissenschaften am 14. Juli 2008 in Halle/Saale, seit 1878 Sitz der Akademie, wurde der Schlusspunkt unter eine seit der Wiedervereinigung geführte intensive wissenschaftspolitische Diskussion gesetzt.

Als Nationale Akademie der Wissenschaften ist die Leopoldina für die wissenschaftsbasierte Beratung von Politik und Öffentlichkeit verantwortlich, repräsentiert sie die deutschen Wissenschaftler in internationalen Akademiegremien, fördert sie die Zusammenarbeit unter Forscherinnen und Forschern und unterstützt sie die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Unter den Auszeichnungen, die die Akademie vergibt, kommt der Carus-Medaille – benannt nach Carl Gustav Carus (1789-1869) – eine besondere Stellung zu: Seit 1962 verleiht die Stadt Schweinfurt den jeweiligen Trägern der Medaille den Carus-Preis. Unter den seither ausgezeichneten Wissenschaftlern zählen zu den bekanntesten die Nobelpreisträger Feodor Lynen (†), Jacques Monod (†), Manfred Eigen, Georges Köhler (†), Christiane Nüsslein-Volhard, Erwin Neher und Bert Sakmann.