Bausch-Bibliothek
Nach Dr. med. Johann Laurentius Bausch (1605-1665) und Dr. med. Leonhard Bausch (1574-1636), ihrem Begründer, benannte fachübergreifende Gelehrtenbibliothek, die zwischen dem späten 16. und frühen 18. Jahrhundert entstanden ist.
Von den heute in der Stadtbibliothek Schweinfurt nachweisbaren 1833 Bänden der Bausch-Bibliothek mit rund 5200 Titeln stammen knapp zwei Drittel aus dem Besitz von Vater (75%) und Sohn Bausch (25%), die übrigen aus dem Besitz ihrer Erben, der Medizinerfamilie Schmidt.
Rekonstruieren lässt sich aus Altkatalogen und sonstigen Archivalien ein Gesamtbestand von rund 2400 Bänden mit 6100 Titeln.
Diese von fünf Ärztegenerationen aufgebaute Gelehrtenbibliothek befand sich von Leonhard Bausch (1574-1636) bis Johann Heinrich Schmidt (1660-1723) 120 Jahre lang im Besitz der jeweiligen Stadtphysici.
Deren Bestands- und Erwerbsgeschichte ist vor allem auf Grund individueller Besitzmerkmale für diesen Zeitraum nachvollziehbar und widerspiegelt in ihrem breiten thematischen Spektrum mit dem Schwerpunkt Medizin die Entwicklung der neuzeitlichen Wissenschaften in der Umbruchperiode des 17. Jahrhunderts in ihrer Rezeption durch die alltägliche Praxis wissenschaftlich interessierter Mediziner.
Damit stellt die Bausch-Bibliothek ein wissenschaftshistorisches Dokument hohen Ranges dar. Die außergewöhnliche Größe dieser Bibliothek lässt ein Vergleich mit der Schweinfurter Ratsbibliothek erkennen, deren Katalog von 1687 1146 Titel nachweist.
Unter dem Titel „Wissenschaft und Buch in der Frühen Neuzeit – Die Bibliothek des Schweinfurter Stadtphysicus und Gründers der Leopoldina Johann Laurentius Bausch (1605-1665)“ wurde in den Jahren 1998/1999 im Museum Otto Schäfer und in den Franckeschen Stiftungen zu Halle mit 136 Bänden in sieben Themenkomplexen – Theologie, Geschichte/Jurisprudenz/Politik (Staatslehre), Astronomie und Mathematik, Geowissenschaften, Die „drei Naturreiche“ und ihr Zusammenhang in der Materia medica, Alchemie, Medizin – eine repräsentative Auswahl aus dem Bausch-Bestand gezeigt, in deren Mittelpunkt die medizinischen Werke standen, die einen Überblick über das Mitte des 17. Jahrhunderts an der Schwelle der modernen Wissenschaft verfügbare – auf antiken, islamischen und mittelalterlichen Traditionen fußende – fachliche Wissen eines gelehrten Stadtphysicus ermöglichen.
Die medizinischen Bücher im einzelnen nach der Gliederung der Ausstellung:
1. antike Autoritäten: Aulus Cornelius Celsus, Galen, Hippocrates, Oribasius, Gaius Plinius Caecilius Secundus
2. islamische Medizin: Albucasius, Avicenna, Johannes Mesue
3. mittelalterliche Medizin des Abendlandes: Amoldus de Villa Nova, Constantius Africanus, Johannes Curio, Mundinus Lucius
4. ärztliches Ethos: Hippocrates, Scribonius, Largus, Geronimo Cardano, Rodericus à Castro
5. Chirurgie: Georg Bartisch, Wilhelm Fabricius Hildanus, Johannes Jessen, Hans v. Gersdorff, Peter Uffenbach
6. humanistische Medizin: Johannes Leporin, Jodocus Willich, Paolo Zacchia, Christoval Acosta, Girolamo Fracastoro, Lorenz Fries, Leonhard Bausch, Paracelsus, Jean Fernel
7. Wegbereiter der Moderne: William Harvey, Johann van Heume, Giovanni Dominicus Santorini, Daniel Sennert.
Literaturhinweise:
Müller, Uwe [Hg.]: Wissenschaft und Buch in der Frühen Neuzeit. Die Bibliothek des Schweinfurter Stadtphysikus und Gründers der Leopoldina Johann Laurentius Bausch (1605-1665). Schweinfurt 1988.
Folkerts, Menso/Jahn, Ilse/Müller, Uwe [Hg.]: Die Bausch-Bibliothek in Schweinfurt – Wissenschaft und Buch in der frühen Neuzeit. Halle (Saale) 2000 (AHL 31).
Müller, Uwe et. al.: Die Bausch-Bibliothek in Schweinfurt - Katalog. Stuttgart 2004 (AHL 32). ;
Müller, Irmgard/Dressendörfer, Werner [Hg.]: Gart der Gesundheit, Botanik im Buchdruck von den Anfängen bis 1800, Schweinfurt 2011.