Praetorius-Saxonius-Bibliothek
Singuläre Sammlung mathematischer und astronomischer Handschriften und annotierter Drucke der Frühen Neuzeit
Bei der Praetorius-Saxonius-Bibliothek – so benannt nach ihren früheren Besitzern, den Altdorfer Mathematikprofessoren Johannes Praetorius (1537-1616) und Petrus Saxonius (1591-1625) – handelt es sich um eine singuläre Sammlung mathematischer und astronomischer Handschriften und annotierter Drucke aus dem Nachlass eines der führenden „mathematici“ seiner Zeit.
In der Praetorius-Saxonius-Bibliothek ist das gesamte Spektrum der damaligen theoretischen und angewandten Mathematik und Astronomie repräsentiert:
Antike: Archimedes, Aristoteles, Euklid, Proclus, Ptolemäus. "Arabische Astronomie": Albategnius, Albohazen, Alcabitius, Alfraganus, Alhazen, Messahalah. Revision des überkommenen und Entstehung des modernen astronomischen Weltbildes: Alfons von Kastilien, Johannes Sacrobosco, Georg von Peuerbach, Johannes Regiomontanus, Nicolaus Copernicus, Georg Joachim Rheticus, Erasmus Reinhold, Michael Maestlin, Adriaan Metius.
Die derzeit als identifiziert geltenden 174 Bände, davon 56 Bände Handschriften, und 3 Instrumente aus der Praetorius-Saxonius-Bibliothek sind zerstreut auf Bibliotheken in Schweinfurt, Erlangen, München, New Haven und Straßburg. Bislang konnte nicht geklärt werden, wie ein großer Teil des Bestandes vor 1687 in die Bibliothek der Reichsstadt Schweinfurt gelangte.
Die „Copernicana“ aus der Schweinfurter Praetorius-Saxonius-Bibliothek bilden eine in dieser Zusammensetzung einzigartige Gruppe: „De revolutionibus orbium coelestium libri sex“ in der von Praetorius reich annotierten Erstausgabe von 1543, der in nur drei Exemplaren (Schweinfurt, Krakau, Prag?) bekannte Porträtstich, Copernicus mit dem Buch darstellend, eine von sechs bekannten Abschriften des Wapowski-Briefes (Schweinfurt, Berlin, Oxford, Paris, Uppsala, Wien) und die sog. „Narratio prima“ des Georg Joachim Rheticus (1514-1574), in der zweiten Auflage 1541, in der dieser Wittenberger Mathematiker und Astronom 1540 erstmals zusammenfassend über den Hauptinhalt des kopernikanischen Werkes berichtet hat.
Literaturhinweis:
Müller, Uwe [Hg.]: 450 Jahre Copernicus „De revolutionibus“. Astronomische und mathematische Bücher aus Schweinfurter Bibliotheken. Schweinfurt 1993.